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Rezension zu Seishi Yokomizos „Dorf der acht Gräber“

"Mit der Lektüre von Seishi Yokomizos Arbeiten lässt sich der Leser auf Retro-Texte ein, die dem Stil ihrer Entstehungszeit folgen und die Tradition früher westlicher Kriminalromane des 20. Jahrhunderts widerspiegeln; der Text beinhaltet deshalb Abweichungen zu heute rezipierten Genreformaten. Auf der Rückseite des Buchs findet sich eine Kritik zum Autor, den man neben John Dickson Carr, Arthur Conan Doyle und Agatha Christie einreiht. Das Dorf der acht Gräber, im japanischen Original Yatsuhakamura, ist in der Tat ein Werk, das auf dem Prinzip der Rätsellösung durch einen scharfsinnigen Ermittler basiert. Allerdings tritt der klassische Meisterdetektiv – in Yokomizos Fall Kosuke Kindaichi – zunächst eher am Rande und relativ spät auf.


Insgesamt überrascht das Dorf der acht Gräber mit einem Szenario, das eine Nähe zur Gruselgeschichte aufweist. Yokomizo folgt offenbar seinem Vorbild Carr und dessen Anleihen am deutschen Schauerroman – Carr thematisierte häufig verwunschene historische Orte, düstere Burgruinen, Gespensterheimsuchungen und alte Flüche. Auch die Motive des Giftmords sowie der Gruft mit einer geheimnisvollen Leiche lassen sich bei dem amerikanischen Schriftsteller finden. Der japanische Autor vermischt diese Effekte mit Elementen einer Familiensaga aus den Bergen Okayamas und etabliert dabei den verlorenen Sohn Tatsuya als Erzähler" [...]


Lisette Gebhardt für literaturkritik.de, 1. August 2024




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